Samstag, 4. April 2015

Kürassiere im 30jährigem Krieg

Bereits seit den ersten fertigen Figuren des Rocroi Projektes, wo es ja um die spanische Infanterie eines Tercio geht, begannen die Überlegungen, auch die diversen Kavallerietypen des 30jährigen Krieges dazu passend herauszubringen. Beginnen wollten wir mit den Kürassieren, da Giuseppe Condorelli hierzu erste Arbeiten schon fertig hatte. Danach sollte es dann mit Dragonern usw. weitergehen. Die Ergebnisse in Bezug auf Modellierung der Pferde waren aber noch nicht so, das wir diese in den Standard von Germania Figuren® einfügen konnten.

Mir schwebte die ganze Zeit eine Serie von Pferden in den unterschiedlichen Bewegungsabläufen wie Stand, Schritt, Trab und Galopp vor, die dann mit der jeweiligen Satteldecke, Sattel und Ausrüstung an die jeweiligen Einheiten angepasst werden konnten. Dies ergibt auf das gesam,te Figuren Programm von Germania Figuren® dann sich wiederholende  Pferde, was aber durch die Vielfalt innerhalb der jeweiligen Bewegungsarten mehr als ausgeglichen wird.

Wichtigste Grundlage für unsere Recherche in Bezug auf die Kavallerie des 30jährigen Krieges war das Werk "Ars Bella Gerandi" aus dem 17. Jhdt. das in diversen Nachdrucken erhalten blieb, heutzutage aber leider nur noch antiquarisch zu erwerben ist.
Hier eine der Abbildungen aus dem Ars Bella Gerandi, die verschiedene Truppentypen in unterschiedlichen Bewegungen wie Schritt, Trab, leichter Galopp und gestreckter Galopp zeigen.

Die Kürassiere des 30jährigen Krieges erinnern noch stark an die Ritter der früheren Jahrhunderte mit ihrer Körperpanzerung und den geschlossenen Helmen. Der Unterkörper wird aber schon nur noch durch eine Panzerung der Oberschenkel und Stiefel aus kräftigem Leder geschützt.
Oberkörper und Kopf sind dagegen noch vollständig mit einem Panzer bedeckt. Die Körperpanzerung, die die Oberschenkel mit schützte bezeichnete man als Trabharnisch. Die Helme gab es je nach Land und Zeit in unterschiedlicher Form:
Wobei aber in erster Linie die Dragoner und ähnliche Einheiten diese, und nicht den geschlossenen Visierhelm nutzten. Die Bewaffnung der Kürassiere änderte sich im Verlauf des 30jährigen Krieges immer weiter zu den Taktiken und Bewaffnungen späterer Jahrhunderte hin. Entstanden aus den Lanzierern des ausgehenden Mittelalters nutzen die Kürassiere zu Beginn noch die Lanze um das Gefecht zu eröffnen. Hier einige der Haltungen mit der Lanze:

Aufgrund dieser Haltung wollen wir die frühen Kürassiere zum einen mit senkrechter Lanze auf stehenden / gehenden Pferden ins Programm von Germania Figuren® aufnehmen, wie auch mit eingelegter Lanze auf Galopp Pferden. Da sich auf Seiten der Infanterie mit den Piken sehr schnell eine wirksame Gegenwehr gegen die im Galopp vorgetragenen Lanzen Angriffe der Reiterei entwickelte, wurde der Gebrauch der Lanze schnell aufgegeben. Gegen den Pikenwald einer zur Abwehr bereiten Infanterie Formation anzureiten war Selbstmord. Die Lanze wurde daher bei den meisten Einheiten durch 2 und mehr schwere Radschloßpistolen ersetzt, die in speziellen Pistolenhalftern vor dem Sattel befestigt waren. Gegen diese Piniereinheiten entwickelten die Kürassiere ganz neue Taktiken wie die Caracolla, bei der eine Einheit auf die Infanterie zuritt, mit der ersten Pistole in die Menge der Pikeniere schoß, dann zur Seite auswich, die zweite Pistole zum Einsatz brachte, um dann zu wenden, und sich der Formation hinten wieder anzuschließen. Hierbei wurden die Pistolen im Trab geladen, so daß wenn der jeweilige Reiter wieder an der reihe war, er über funktionsfähige Waffen verfügte.


Gezeigt wird hier wie eine Arkebuse im Trab geladen wird, aber die Kürassiere luden ihre Radschloßpistolen genauso. Mit der nächsten Abbildung zeigt das Ars Bella Gerandi die verschiedenen Handhabungen, um die Pistole wieder zu laden:

Sehr anschaulich die Zeichnung , mit der die beiden Variationen der Caracolla vorgestellt werden:
Eines der bekanntesten Kürassierregimenter des 30jährigen Krieges war das des Grafen zu Pappenheim. Diese Einheit mit geschwärzten Harnischen errang große Erfolge und wurde quasi Sprichwörtlich in unsere Umgangssprache Aufgenommen, "Die Pappenheimer".
Unter Gustav II. Adolf von Schweden wurde die Caracolla dann abgeschafft. Seine Kavallerieregimenter attackierten nun, indem die ersten beiden Glieder der Einheit mit Pistolen schossen, um dann in den Nahkampf mit dem Pallasch (einem schwerem Reiterdegen) überzugehen. Durch diese neue Taktik veränderte sich dann auch die Tiefe der Formationen (bei obiger Skizze sieht man diese bei der Caracolla), so daß sie zum Ende des 16. Jhdts. nur noch 3 Glieder umfasste.

Hier noch einige Detailzeichnungen aus dem Ars Bella Gerandi :




An dieser Stelle möchte ich mich nun der Umsetzung dieses historischen Exkurses in Figuren im Maßstab 1/72 widmen. Im Rahmen des Projektes 30jähriger Krieg bei Germania Figuren® wird es unterschiedliche Kürassiere geben. 
Wie schon bei anderen Figuren Serien soll es eine möglichst breite Vielfalt von Bewegungsabläufen geben, mit denen unterschiedliche Situationen nachgebildet werden können.
Hier der Beginn der Serie :

Die Gesamtserie wird diese folgenden Bewegungsabläufe umfassen, jedes Set besteht aus 4 Reitern mit entsprechenden Pferden und Waffen:
  1. GF 72-5201 -  4x Kürassiere mit gezogenem Palasch
  2. GF 72-5202 -  4x Kürassiere mit gezogener Pistole
  3. GF 72-5203 -  4x Kürassiere mit Palasch & Pistole kämpfend
  4. GF 72-5204 -  4x Kürassiere mit erhobenem Palasch - Attacke reitend
  5. GF 72-5205 -  Caracolla - 2x nach vorne schießend, 1x zur Seite, 1x ladend
  6. GF 72-5206 -  4x Kürassiere mit senkrechter Lanze
  7. GF 72-5207 -  4x Kürassiere mit eingelegter Lanze - Attacke
  8. GF 72-5208 -  4x Kommandogruppe der Kürassiere mit Standartenträger, inkl. Fahne
  9. GF 72-5209 -  2x verwundete Kürassiere , 2x Kürassiere auf verwundeten Pferden


Sobald die nächsten Figurengruppen fertig sind, gibt es an dieser Stelle Bilder und ich schreibe diesen Blog Eintrag weiter.

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